Douglas Bateman: It took my breath away – About Covid? No it’s Shirley Not!

Heute Abend unterhalten wir uns über zwei live aus der Alten Feuerwache übertragene Tanzsolos. Wir, das sind diesmal Theresa, Jan, Tamora, Gustavo, Melanie. Die Unterhaltung fand teilweise auf Deutsch und Englisch statt.
Mich erinnerte Miyoshis Anfang an Dougals Batemans Show – aber komplett anders.
Ja, das Gefühl habe ich auch (zumindest das, was ich sehen konnte). Für mich war das eine Abwesenheit einer Persönlichkeit. Bei Batemans Show mit einem „Körper ohne Haut“, eine Art Leinwand, die Sicht vom Menschen ohne persönliche Marke und bei Miyoshi Körperteile ersetzen ihren eigenen Körper.
Ich hab auch direkt Vergleiche gezogen oder Ähnlichkeiten gesucht 😉
Ich auch. Vielleicht dadurch, dass es wieder eine einzelne Darsteller*in war?
Und etwas wie Rollen, die ein Lebewesen, ein Mensch sich drüberstülpen kann. Oder sich darin zurechtzufinden hat.
In den Klamotten verfangen. sich in die Haare bekommen.
Gefangen im eigenen Körper/im eigenen Menschsein.
Und gleichzeitig auch nicht, der Pullover war dazwischen und drumherum. Externe Ereignisse, die Umwelt, beeinflussen das ICH.
Objekte und auch Elemente. Vielleicht auch die Tatsache der vier Gliedmaßen des Menschen, die beeinflussen, in welchem Element wir uns (gut) bewegen.
Douglas‘ Muskel-Anzug fand ich sehr spannend!
Ich mochte den Anzug. Da hat man sich direkt vorstellen können, was es heißt, in den Rücken zu atmen oder Luft in die Rippen zu lassen.
Man will selbst tief einatmen wollen. Luft holen. Luft pressen.

… BREATH AWAY
Ich konnte kaum hinschauen, ich fand ihn grauslich, aber das sollte er wohl auch sein: das Innere nach außen kehren. „Körperwelten“ schrieb jemand im Chat.
Ja, daran musste ich auch denken. Und an Geschlechtsneutralität, an ein Allen gemeinsames Inneres.
Das Make-Up dazu erzeugte eine groteske Erscheinung; spannend zu betrachten.
Ich fand es eine simplistische Repräsentation von Transmenschen. Ich kann mir vorstellen, dass er sich männlich betrachtet. Und ich fand es eine taktlose Appropriation von Trans-identity und ich fand die Ballroom-Szene ohne Kontext.
Ich hatte eher den Eindruck einer selbstbestimmten Aneignung von Geschlechteridentitäten, die losgelöst von einem Geschlecht und Sexualität funktionieren, der sich die private Person zugehörig fühlt…Gerade das Kostüm des Muskel-Menschen hat mich so schauen lassen.
Ich empfand als Ironie, aber nicht als Verhöhnung und auch gar nicht kategorisch.
Er nannte es Monster. Oder sagte: andere nennen mich Monster. Er sprach ja auch kurz über Appropriation.
Wenn man bewusst Dinge „appropriiert“, ist es immer noch Appropriation. Vor allem wenn es um Existenz geht, finde ich persönlich, sollte man emphatischer sein. Meiner Meinung nach hat er ästhetisch nicht versucht emphatisch zu sein. Also nicht wirklich, „ich als schwuler Mann, I know the struggles of trans or racially discriminated groups… Seine Ironie, was auch immer, doesn’t set him off the hook.
Good point!

WHOSE BREATH?
Es hat für mich zu den (Sprach)spielen mit menschlichen Identitäten oder ihren Zuschreibungen gepasst.
Mich hat es an Musik-Videos erinnert. Auch mit den Zuschreibungen und den Attitüden zu Beginn. „Ein Lied performen“ oder ein Selbst performen, oder eben ein Monster performen.
Oder einen Douglas Bateman..
Sein Text war sehr spannend. Privat vs. öffentlich. Und kann diese Unterscheidung überhaupt noch so gezogen werden!?
Verhüllen als Ausweg? Daraus folgt ein Spiel mit Erwartungen.
Und mit bestimmten Referenzen.
Der Mensch als Maschine? Atem als Energie?
In and out. An not-on-going-but-on-going performance. Changing between privat moments in between the stage moments.
Auch die Luft spielte bei beiden Solos eine Rolle: eher gepresstes Keuchen und Flüstern bei Douglas Bateman, bei Emi Miyoshi eigentlich ein großer, wandelbarer, wunderbarer Tanzpartner.
Luft in uns und um uns.
Luft. Luftballon. Heiße Luft….verpufft.
Winzige Teilchen. Luft? Sauerstoff? Blutkörperchen? Strömen unablässig.
Amplitude. Töne in Wellenform. Arm als Amplitude

WHICH KIND OF BREATH?
Für mich funktionierte der Stream, also der Blick der Kameras, viel besser beim zweiten Stück (die Premiere war März 2019).
Ich habe mich ein wenig gewundert, ob dieses Stück direkt für den digitalen Raum geschaffen worden ist? Ich fand es wunderbar anzuschauen, aber hätte es genauso gut live betrachten können. Was macht den Unterschied? Wann eignet es sich für den digitalen Raum, wann nicht und wann für beides?
Ich fand, dass vor allem das Aufbrechen der vierten Wand gut funktioniert hat (ich habe mich zumindest angesprochen gefühlt), was ich nicht gedacht hätte. Die Perspektivwechsel der verschiedenen Kameras waren beim zweiten Stück besser bzw. bedachter. Vielleicht hat Douglas mehr improvisiert?
Ich mochte den Moment, als man den Kameramenschen am Lichtspotrand schleichen sah.
JA! Aber generell ziemlich gut für einen Livestream.
Einer, der „heiß“ sein will, wie er sagt, und dann eine, die in Wind und Wellen lieber verschwindet.
