Uli Kreifels: Schneewittchen moving on (Köln)
Tanz.tausch/ Juni 24, 2022/ tanz.parcours

Foto ©: Uli Kreifels
Besuche die Familie von Schneewittchen! Schneewittchen, der Prinz, ein Zwerg, und natürlich die böse Stiefmutter. Bisher wenig bekannte Schwestern von Schneewittchen sind auch dabei – interaktiv, Fotos, die auf Geräusche reagieren.
Uli Kreifels fotografiert „Foto-Cartoons“ – so seine eigene Beschreibung seiner sorgfältig inszenierten und technisch brillanten Arbeiten, die sich ironisch-distanziert mit den „Katastrophen des Alltags“ und ungestellten Fragen unseres sozialen Mikrokosmos befassen. Hinter seinen skurrilen Geschichten verbirgt sich eine kritische Auseinandersetzung mit Klischees und Stereotypen der Gesellschaft, aber auch mit den Widrigkeiten von Beziehung, Haus und Herd.
Während üblicherweise die Auseinandersetzung mit sozialen Themen in der Fotografie etwas Angestrengtes, überaus Ernsthaftes und Anklagendes hat, wählt Kreifels den Weg des liebevollen Spottes. Er will seine Figuren nicht entlarvend bloßstellen, sondern uns einen durchaus wohlmeinenden Spiegel vorhalten. Kreifels’ Kennzeichen ist der Verzicht auf anklagende Boshaftigkeit – wobei er nicht frei ist von einer ungehässigen Schadenfreude. Was ihn darüber hinaus von allen anderen Fotograf*innen unterscheidet, die sich mit sozialer Thematik befassen, ist: Kreifels dokumentiert nicht, er inszeniert. Und wer ihn kennt, weiß, dass er seinen diebischen Spaß dabei hat.
In der Fotografie ist dies neu, in der bildnerischen Tradition die aktuelle Variante einer langen Tradition, die von spöttischen mittelalterlichen Einblattdrucken über die Malerei von Jan Steen, Thomas Rowlandson, George Grosz und jeweils zeitgenössischer Karikatur bis in die Gegenwart reicht. (…)
Die Karikatur – und Kreifels’ Arbeiten könnte man auch als „Foto-Karikaturen“ bezeichnen, zumal sie das Prinzip der ironischen Bild-Wort-Kombination ebenfalls anwenden – hat in der so überaus ernsthaften Welt der „großen“ Kunst immer eine Außenseiterrolle gespielt. Doch Kreifels’ Foto-arbeiten sind zweifellos „Kunst“ – sie sind sorgfältig inszeniert, brillant fotografiert und sie haben – was sie von der Mehrzahl der unendlich eintönigen Werke der künstlerischen Gegenwartsfotografie unterscheidet – eine Aussage. Und was ist falsch daran, wenn diese Aussage ein Schmunzeln bewirkt?
Tom Querengässer/galerie skala köln
Konzept/Umsetzung/Fotografie: Uli Kreifels